Der portugiesische Seefahrer Luís Vaz de Camōens erlitt auf der Rückreise von Goa nach Macau Schiffbruch. Erzählt wird, er habe schwimmend mit dem über Wasser hochgehaltenen linken Arm das Manuskript seiner Lusiaden vor dem Untergang gerettet. Das Buch wurde Portugals nationaler Klassiker und Camōens Todestag Nationalfeiertag. Der Dichter, dem König Sebastian I. eine Pension für sein Werk verweigert hatte, starb vermutlich am 10. Juni 1580 während einer Pestepidemie. Die Grabstätte ist unbekannt.
In Miguel de Cervantes Roman Der sinnreiche Junker Don Quijote de la Mancha verliert der Held durch die Lektüre von Ritterromanen den Verstand. Doch gibt ihm der Dichter die Vernunft sukzessive wieder zurück – aus Achtung vor seinem erdichteten Geschöpf, wie Thomas Mann bemerkte. Man kann also mit Büchern sowohl den Verstand verlieren wie auch wieder gewinnen.
„Wer zwei Paar Hosen hat, mache eines zu Geld und schaffe dieses Buch an“, empfahl Georg Friedrich Lichtenberg. Ob er dabei seine Leser – denn gelesen werden wollte er – ernst genommen oder gar für mündig gehalten hat? Denn, argumentiert er: „Wer liest, denkt mit einem fremden Kopf!“. Und wer’s dennoch tut, muss sich fragen: „Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstossen und es klingt hohl, ist dies allemal im Buch?“
Bertolt Brecht lässt 1928 in der Dreigroschenoper den Bettlerkönig Peachum in der Ballade von der Unzulänglichkeit des menschlichen Strebens über „Menschen und Läuse“ räsonieren:
Der Mensch lebt durch den Kopf
Der Kopf reicht ihm nicht aus
Versuch es nur, von deinem Kopf
lebt höchstens eine Laus.
Und in Die neue Ballade vom angenehmen Leben ironisiert er den für sein Werk sich aufopfernden „Hungerkünstler“:
Da preist man uns das Leben grosser Geister.
Das lebt von einem Buch und nichts im Magen
In einer Hütte, daran Ratten nagen,
Mir bleibe man vom Leib mit solchem Kleister!
Was hilft da Freiheit? Es ist nicht bequem.
Nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm!
Hat Brecht wohl deshalb später seinen jugendlichen dichterischen Höhenflug marxistischer Ideologie geopfert?
Gotthold Ephraim Lessing glaubte – oder hoffte zumindest – mit seiner Erziehung des Menschengeschlechts die Welt zu verbessern. Andere Dichter betrieben das literarische Schaffen als „Kunst um der Kunst willen“. L’art pour l’art war das ästhetische Credo etwa von Charles Baudelaire, Stefan George oder Oscar Wilde, der unverblümt behauptete, es sei „alle Kunst völlig nutzlos“.
Was kann und soll also Literatur leisten in einer apokalyptischen, von Seuchen, Krieg und Klimawandel bedrohten Welt? Was soll da die Literatur? Und was sollen erst noch Hörbücher, nicht zu reden vom Buch UND Hörbuch?
Auch wenn das „Buch UND Hörbuch“ die Welt nicht verbessern will oder gar kann: wenn es zum Nachdenken anregt, Wissen vermittelt und etwas Freude bereitet, scheint dessen Existenz auch in – nach Hölderlin – „dürftiger Zeit“, mehr als nur gerechtfertigt.