Wehe Windgen wehe
Weh’ mir nicht auf die Zehe
Sei lieber mir ein liebes Kind
Und wehe mir den Orgelwind
Anonyme Inschrift auf einer alten Orgelbank
Ohne Wind kein Ton: das gilt für jedes Blasinstrument, namentlich aber auch für die Orgel mit ihren hunderten und oft mehr als 2000 Pfeifen.
„Die orgl ist doch in meinen augen und ohren der könig aller instrumenten“, schrieb Wolfgang Amadeus Mozart in einem Brief vom 18. Oktober 1777 an seinen Vater.
Wie funktioniert ein solcher „König“?
Die Orgel, das vielleicht komplexeste aller Musikinstrumente, gehört zur Familie der Aerophone (Luftklinger). Sie funktioniert als eine Verbindung von Blas- und Tasteninstrument.
Der französische Orgelbauer und Orgeltheoretiker Dom Bedos gibt 1766 in seiner Art du facteur d’orgue eine treffliche Darstellung des Aufbaus und der Funktionsweise einer Pfeifenorgel mit mechanischer Traktur:
Eine Kalkant genannte Person bedient – bei grossen Orgeln nicht ohne beträchtliche Arbeitsleistung – meist zwei Blasbälge und pumpt dabei Luft in die Windkanäle; am Spieltisch sitzt der Organist, der mittels Tastendruck den Weg der komprimierten Luft von den Windkanälen zu den Orgelpfeifen freigibt und damit den Ton erzeugt, bis der Spieler die Taste wieder loslässt. Von einzelnen historischen Orgeln abgesehen, wird die Windzufuhr aber längst durch einen Elektromotor erzeugt.