Nach Schätzungen bevölkerten am 1. Januar 2022 nahezu acht Milliarden Menschen unseren Globus. Wie viel mehr Tiere mochten es gewesen sein, vom Einzeller bis zum hochentwickelten Säugetier? Und wie verhält es sich mit dem gegenseitigen „Verstehen“?
Vom Tierschützer und Veganer zum Jäger und Schlächter: zu den schwierigsten und komplexesten Fragen des Menschen gehört der richtige oder zumindest ethisch vertretbare Umgang mit der Kreatur.
Verhätscheln einer winzigen Auswahl von Pets, Tiere im Zoo und Zirkus, industrielle Nutztierhaltung, belastender Tierversuch: ein „weites Feld“ mit kaum endgültigen Antworten.
Erst im 19. Jh. beginnen sich die Stimmen zu mehren, die dem Tier einen individuellen Eigenwert zugestehen. Arthur Schopenhauer gebührt dabei ein Ehrenplatz. Denker wie der Urwalddoktor Albert Schweizer, der Theologe Eugen Drewermann oder Tierethiker wie Peter Singer mögen extreme Positionen vertreten, sind aber nichtsdestoweniger notwendige Mahner in einer Menschenwelt, die den Lebensraum freilebender Tiere immer weiter einschränkt und das „Nutztier“ immer hemmungsloser ausnutzt.
Auch in Robert Musils Texten ist das Tier auffallend präsent. Im Hörbuch „Nachlass zu Lebzeiten“ wird ausführlich sowohl auf Musils „tierische“ Texte wie auch auf Stimmen vom Alten Testament bis zu zeitgenössischen Vertretern von Tierrechten eingegangen.
Man muß wahrlich an allen Sinnen blind […] sein, um nicht zu erkennen, daß das Wesentliche und Hauptsächliche im Tiere und im Menschen dasselbe ist und daß, was beide unterscheidet, nicht im Primären, im Prinzip, im Archaios, im innern Wesen, im Kern beider Erscheinungen liegt, als welcher in der einen wie in der andern der Wille des Individuums ist.
Arthur Schopenhauer:
Preisschrift über die Grundlagen der Moral (19,7)
Das Tier spielt in der Literatur, in der bildenden Kunst und selbst in der Musik eine durchaus wahrnehmbare Rolle. Und dies nicht selten mit humoristischem Einschlag. Ästhetische Präsenz ist das eine.
Tierisch ernst stellt sich dagegen mehr denn je die Frage nach dem adäquaten Umgang mit unseren nichtmenschlichen Mitgeschöpfen.